UNERHÖRT! Akustische Streitkulturen

Die Franckeschen Stiftungen in halle widmen sich in ihre Jahresausstellung 2023 demThema STREIT: Menschen, Medien, Mechanismen. Ich hatte die Ehre, im Rahmen der Ausstellung die ›Sound Stage‹ zu kreieren – denn Streiten ist auch eine akustische Angelegenheit: Erboste Gemüter brüllen und toben; auf Ebene des Vokabulars erfüllen Schimpfwörter oft lautmalerisch das invektive Ziel der Herabwürdigung. Auf Metaebene der Musik wurden Dissonanzen über die Klangkunst hinaus zu einer Metapher nicht-harmonischer Konfrontationen – und zum eklatanten Stilmittel der klassischen Avantgarden, deren Eklatanz die Neue Musik performativ und aktionistisch toppt. Und tatsächlich steckt ja die Streitlust schon im etymologischen Wortstamm des Konzerts, das in seiner lateinischen Urfassung concertare nichts anderes bedeutet als wetteifern, kämpfen, streiten, disputieren…

Zwei Exponate will ich besonders betonen:


UNERHÖRT – ein streitlustiges Hörstück 

Dieses ›unerhörte‹ Hörstück (© Tonusarcus) ist als akustischer Kommentar zu den in der Sound Stage ausgestellten Exponaten zu verstehen: Konkrete Klänge wie Sirenen, Fußballgesänge und marschierende Soldaten treffen auf symbolische Ausformungen in Form disharmonischer Konfrontationen und Mitschnitte eklatanter Konzertereignisse mit ihren charakteristischen ›Signatur Sounds‹ – gemeinsam bilden sie die streitlustige Soundscape in diesem ›unerhörten‹ Hörstück.


FAKKT – Dissen in Worten und Gesten

Rap kann als künstlerische Streitkultur par excellence gelten, die sowohl szenisch-visuelle, als auch sprachlich-akustische Dimensionen umfasst. Ihren performativen Ausdruck findet sie in ›Battles‹, in denen das ›Dissen‹ mit zum Stilmittel erhoben wird. Das gilt auchfür den halleschen Rapper FAKKT, der sich in seinem Beitrag textlich, akustisch und visuell mit Innen- und Außenperspektiven des ›Dissens‹ auseinandersetzt, was sich im Musikvideo (© Leef Hansen) an stilisierten Gesten, Posen und Sprechakten zeigt. 

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